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Sombintsombim-piainana malagasy / Madagaskar - Tage unseres Lebens

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In dem zweisprachigen Buch (Madagassisch und Deutsch) erzählen acht jugendliche Autor*innen und eine Illustratorin Geschichten aus ihrem Leben im Armenviertel Antohomadinika in Antananarivo (Madagaskar). Es ist 2006 in Madagaskar, im Rahmen einer Schreibwerkstatt mit Jugendlichen entstanden. 2007 haben wir es, finanziert von Hilfe für Afrika e.V. , veröffentlicht. Unsere Kooperationspartner waren ATD Vierte Welt/ ATD Quart Monde Madagasikara und die Bibliothek „Fanovozantsoa Joseph Wresinski“ Antohomadinika. Das Buch ist in der Bibliothek in Antohomadinika erhältlich. Der Erlös aus dem Verkauf wird für aktuelle Anschaffungen der Bibliothek verwendet.
Hier kommen Sie auf die Seite von ATD-Deutschland und zu meinem Artikel zum Buchprojekt.

Das Buch der Jugendlichen aus dem Armenviertel ist seit dem 1. Juni 2007 auf dem madagassichen Buchmarkt!

„Wieviele Bücher haben Sie geschrieben?“ – „Wie lange schreiben Sie an einem Buch?“ – „Was bringt Sie auf das Thema von einem Buch?“ … Solche und andere ähnliche Fragen kennt wohl jeder Autor, der vor einer Gruppe von Kindern aus seinen Büchern gelesen hat. Auch mir wurden sie oft gestellt, aber eher in den Klassenzimmern in Deutschland, Schweiz und Österreich, den Ländern, in denen ich aus meinen Büchern gelesen habe.

Diesmal – im Juni 2005 – wurde ich von ca. zwanzig madagassischen Jungen und Mädchen befragt. Wir saßen in der damals seit kurzem gebauten Bibliothek „Fanovozantsoa Joseph Wresinski“, die sich in Antohomadinika, einem der ärmsten Wohnviertel Antananarivos, befindet. Der Weg zur Bücherei hatte mich an ärmliche Hütten vorbeigeführt, die sich links und rechts an einen kleinen schmutzig-grünen Kanal befanden, in dem sich der Unrat und das Abwasser sammelt. Hier, inmitten von Staub und Abfällen, spielten kleine Kinder, nicht weit von einem Müllberg, in dem eine junge Frau mit einem Baby nach etwas Nützlichem wühlte.

Immer noch mit den eben gesehenen Bildern der großen Armut vor Augen, saß ich nun in dieser kleinen Bibliothek, schaute auf die halbvollen Regale und ließ mir von den stolzen Jugendlichen erzählen, wie sie mit Hand angefaßt hatten am Bau ihrer Bücherei.

Und dann kamen ihre Fragen an mich, der Autorin aus Deutschland. Immer wieder schnellten ihre Hände in die Höhe. Als ich ihnen erzählte, dass ich als ca. Zehnjährige angefangen hatte zu schreiben, erfuhr einige von ihnen ebenfalls schrieben. Ein Junge zeigte mir die ersten 25 Seiten seines Theaterstücks und ein Mädchen fragte, wann ich denn wiederkommen würde, denn sie hätte auch eine Geschichte geschrieben … Und irgendwann war die Idee vom eigenen Buch da, das sie alle mit ihren Geschichten füllen wollten. Dass ich wiederkommen würde, war danach keine Frage mehr.

Die Jugendlichen, die an ihrem eigenen Buch gearbeitet haben, waren aktive Mitglieder der Jugendbewegung von ATD Vierte Welt / Madagaskar aktiv (ATD: „Hilfe in aller Not“). Hier in Antananarivo unterstützten sie u.a. die Straßenbüchereien: Sie besuchten die Kinder von Antohomadinika auf Straßen und Plätzen innerhalb des Viertels. Da viele Kinder nicht zur Schule gingen und keine Bücher kannten, versuchten die Jugendlichen sie so mit Büchern, Geschichten, Liedern und dem Malen vertraut zu machen.

© ATD Vierte Welt

Einer der ATD-Mitarbeiter war Lucas Rodwell, mit dem ich vom Beginn des Buchprojekts mit den Jugendlichen zusammen gearbeitet habe.

Während der folgenden Werkstattgespräche beschlossen die Jugendlichen Geschichten über ihr Leben in ihrem Stadtviertel zu schreiben. Damit erfuhren Lucas und ich viel über ihre Lebenssituationen und die mit ihnen verbundenen Schwierigkeiten beim Schreiben an ihren Geschichten. Sie alle lebten mit ihren Familien in kleinen notdürftig zusammengezimmerten engen Unterkünften in Antohomadinika, einem Armenviertel in Antananarivo. In ihren Wohnungen gab es keinen Raum, in den sie sich zurückziehen konnten, um in Ruhe schreiben zu können. Hinzu kamen ihre vielen Verpflichtungen – abgesehen von ihrem Engagement im ATD – , die sie in ihren Familien hatten: All die Arbeiten, wie Wasserholen, Kochen, Saubermachen, Wäschewaschen und auf die kleineren Geschwister aufpassen, lassen wenig Zeit für die Schule und zum Schreiben.

Und trotzdem ließen sie sich nicht beirren und arbeiteten weiter an ihrem Buch!

Da es in Madagaskar wenige Bücher auf Malagasy, der lokalen Sprache gibt, sollte ihr Buch ursprünglich auf Malagasy und Französich erscheinen. Es sollte von Prisca - einem der Mädchen - illustriert und in Madagaskar gedruckt werden. Mit dem daraus erzielten Einkommen wollten die Jugendlichen u.a. Bücher und Material für ihre Bibliothek und die Straßenbücherei kaufen.

Im November 2006 machten wir einen Ausflug in den Regenwald bei Andasibe.

Die Jugendlichen lasen sich gegenseitig ihre fertigen Geschichten vor, diskutierten erneut die Frage der zweiten Sprachen des Buches und beschlossen kurz danach, dass ihr Buch in Malagasy und Deutsch erscheinen sollte.

Das war im Grunde der zweite entscheidende Schritt, denn von nun an konnte ich – die Autorin aus Deutschland – die deutschen Übersetzungen besser überarbeiten.

Der deutsche Titel lautet: „Madagaskar – Tage unseres Lebens“.

Celine, Lucy, Naina, Brigitte, Ravaka, Naval und Jocelyn aus Antananarivo erzählen Geschichten aus ihrem Leben und Ruffin aus Tulear hat einen Artikel über die Beerdigungszeremonien der Vezo (der Ethnie, der er angehört) geschrieben.

Prisca Rakotomanga hat die Erzählungen illustriert.

Am 1. Juni 2007 ist das Buch bei der Imprimerie Lutherienne in Madagaskar in Malagasy und Deutsch erschienen!!! Gerade rechtzeitig, denn unsere Termine für die Präsentationen des Buches in der Bibliothek in Antohomadinika am 2. Juni 2007 und im Goethe Zentrum am 6. Juni standen schon fest.

Das waren große Tage für die jungen AutorInnen! Endlich war der Traum vom eigenen Buch kein Traum mehr, sondern Realität!

Beide Veranstaltungen waren sehr schön, mit vielen Gästen und aufgrund der unterschiedlichen Lokalitäten auch sehr unterschiedlich. In Antohomadinika waren viele Nachbarn, Freunde, Mitglieder anderer Hilfsprojekte und Katrin Frühinsfeld (Kultur-Attaché der deutschen Botschaft) gekommen.

Im Goethe-Zentrum trafen wir Besucher aus der internationalen Gemeinde, Madagassen, die in irgend einer Weise mit Deutschland und der deutschen Sprache verbunden waren und Mitglieder anderer Hilfsprojekte.



Besonders geehrt fühlten wir uns alle durch den Besuch des deutschen Botschafters, Dr. Wolfgang Moser im Goethe-Zentrum (6.6.2007).

Der Ablauf beider Veranstaltungen war ähnlich: Wir hatten eine kleine Pantomime vorbereitet, mit der wir unsere Sitzungen in dem kleinen Arbeitsraum vorstellten. Danach haben stellten sich die jungen Autor*innen vor und lasen aus ihren Texten, während ich Auszüge aus den deutschen Übersetzungen vortrug.

Zur Untermalung hatten wir Priscas Illustrationen ausgestellt.

Am 25. November 2007 erzählte ich im Rahmen einer Ausstellung (mit den ersten handgeschriebenen Texten, ersten Übersetzungen in Französich und dann in Deutsch, Überarbeitungsprozess, Fotos, Illustrationen etc.) in der PH Heidelberg vom Entstehen des Buches der Jugendlichen.

Das Buchprojekt wurde mit Hilfe von Spenden von Hilfe für Afrika e.V. finanziert.

Da das Buch in Madagaskar erschienen ist, können Sie es nicht im deutschen Buchhandel bekommen.

Das Buch ist leider nicht über Hilfe für Afrika e.V. erhältlich. Bei Interesse wenden Sie sich bitte direkt an ATD Quart Mond in Madagaskar.
ATD Fourth World – Madagascar: ATD Fourth World. Der Erlös vom Verkauf wird für ATD Madagaskar und andere Projekte verwendet werden.


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