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Das Interview vom Buchclub Ex Libris

Interviews

Ein sehr schönes Interview, durchgeführt von "Ex Libris", dem Buchclub vom Scharrer Gymnasium in Nürnberg.

Am 11. Juni 2018 besuchte die Autorin Nasrin Siege das JSG, um den Schülerinnen und Schülern der neunten Klassen ihr Buch „Ich kehre zurück, Dadabé“ vorzustellen. Ihren Vortrag begann Frau Siege zunächst mit einer Reihe von Bildern von einem Armenviertel in Antananarivo (Madagaskar), wo sie mit einer Gruppe von madagassichen Jugendlichen, im Rahmen einer Schreibwerkstatt, an deren Buch„Madagaskar –Tage unseres Lebens“ arbeitete. Dabei erzählte sie von dem Leben der Kinderund Jugendlichen in Madagaskar und von den Kinderhilfsprojekten von „Hilfe für Afrika e.V.“.
Nachfolgend stellte sie den Schülerinnen und Schülern der neunten Klassen dann ihr Buch „Ich kehre zurück, Dadabé“ vor und beantwortete ebenso Fragen, die bei den Jugendlichen während der Lesung aufkamen. Im Anschluss an die Veranstaltung nahm sich Nasrin Siege außerdem Zeit für ein Interview mit „Ex Libris“, dem Buchclub der Mittel-und Oberstufe.

Ex Libris: Frau Siege, wie sind Sie zur Arbeit an solchen Projekten gekommen?

Nasrin Siege: Mit Empathie ... ich konnte es sehr gut nachfühlen, wie es den Kindern erging, die auf der Straße lebten und fand und finde das unerträglich. Alle Kinder haben die gleichen Rechte und wenn sie ihnen verwehrt werden, muss man dafür sorgen, dass sie ihnen gegeben werden. Ich habe mich in zunächst einem Straßenkinderprojekt engagiert, doch bald kamen andere dazu und schließlich habe ich 1996 mit Freunden in Gießen den Verein „Hilfe für Afrika e.V.“ gegründet. Wir unterstützen unsere Projekte sowohl finanziell durch Spenden, als auch mit Beratung. Mit unseren Projekten versuchen wir den Kindern eine Struktur, Stabilität und eine Perspektive in ihrem Leben zu geben und es somit zu verbessern.

Ex Libris:Was motivierte Sie zuerst, mit dem Schreiben zu beginnen? Hatten Sie von Anfang an geplant, Ihre Werke zu veröffentlichen?

Nasrin Siege: Ich habe schon als Schülerin und später als Studentin Kurzgeschichten und Gedichte geschrieben. Ich hatte nicht geplant, meine Texte zu veröffentlichen, da ich als Psychotherapeutin arbeiten wollte. In der Zeit habe ich auch nicht mehr geschrieben. Erst, als ich nach Afrika kam, begann ich wieder mit dem Schreiben. Mein Schwager, der als Illustrator arbeitete, machte mich auf einen Verleger aufmerksam, dem ich einige Gedichte schickte. Er veröffentlichte sie und ermunterte mich, ein Kinderbuch über ein afrikanisches Kind zu schreiben.Und so kam es zu der Veröffentlichung meines ersten Kinderbuchs „Sombo, das Mädchen vom Fluß“.

Ex Libris: Was hat Sie zum Schreiben der Bücher inspiriert?

Nasrin Siege: Alles. Die neuen Kulturen, in denen ich Eingang fand, die Lebenssituationen der Kinder und Erwachsenen, ihre Wünsche und Träume, die Gespräche und Begegnungen mit ihnen. Und nicht zu vergessen, die Natur, Landschaften und die Tierwelt ... .

Ex Libris: Fanden Sie es schwer,sich in die Hauptperson Todisoa hineinzuversetzen?

Nasrin Siege: Nein. Beim Schreiben wird die Figur immer lebendiger und es fällt immer leichter, ihr nachzuspüren. Da ich gleichzeitig dort war –bei Todisoa im Armenviertel –und die Kinder und ihre Familien kennenlernte, die die Vorbilder für meine Geschichte waren, konnte ich mich sehr gut in sie hineinversetzen. Als ich mein Buch „Juma, ein Straßenkind aus Tansania“ schrieb, war es ähnlich. Ich arbeitete damals in einem Straßenkinderprojekt und die Erlebnisse und Geschichten der Kinder im Projekt inspirierten mich. Bei beiden Büchern sind es imGrunde die Kinder, die von sich erzählen, sind es ihre Stimmen, die wir hören.

Ex Libris: Glauben Sie, dass Sie schon einige Menschen mit ihrem Lebenswerk und Ihren Büchern inspiriert und motiviert haben, zu helfen und sich für die Menschen einzusetzen?

Nasrin Siege: Ich hoffe, dass ich durch meine Bücher andere dazu anrege den Menschen zu helfen, die aufgrund ihrer Lebensumstände Hilfe brauchen. Hilfe als Hilfe zur Selbsthilfe und nicht einfach als Almosen. Vor allem Unterstützung von Bildungsprojekten für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, damit diese langfristig auf eigenen Füßen stehen können. Ich habe immer Menschen getroffen, die dazu bereit waren.

Ex Libris: Was, denken Sie, kann jeder von uns tun, um Menschen, die in solchen Situationen leben müssen, zu helfen?

Nasrin Siege: Jeder kann sich engagieren und entweder ein bereits bestehendes Projekt unterstützen oder auch mit anderen ein neues Projekt aufbauen. Dabei ist es wichtig, dass die Kommunikation mit den Menschen, um die es geht, auf Augenhöhe stattfindet. Arme Menschen definieren Armut mit „Unsichtbarsein“, mit „nicht zur Gesellschaft zu gehören“ und mit „keine Wahlmöglichkeiten“haben. Jeden Tag erfahren sie die Verletzung ihrer Würde. Auf Augenhöhe mit ihnen zu kommunizieren heißt, ihnen Respekt entgegenzubringen, ihnen zuzuhören und mit ihnen ihre Ideen zur Veränderung ihrer Lebenssituation zu diskutieren und mit ihnen umzusetzen ... ihnen ihre Würde zurückzugeben.

Ex Libris: Wollen Sie noch mehr Bücher schreiben?

Nasrin Siege: Wenn man einmal mit dem Schreiben angefangen hat,kann man nicht mehr aufhören. Ich habe schon immer Gedichte und Kurzgeschichten verfasst.Gerade habe ich für eine Veröffentlichung des Goethe Instituts eine Kurzgeschichte geschrieben.

Ex Libris: Gibt es andere Autoren oder Aktivisten, zu denen Sie aufsehen?

Nasrin Siege:Da gibt es sehr viele. Einer davon ist z.B. Lutz von Dijk, ein holländischer Autor und Freund von mir. Er hat mit Freunden in Südafrika ein Wohnheim für an Aids erkrankte Kinder und Aidswaisen gebaut. Er ist ein wunderbarer Mensch und ein toller Autor. Ich bewundere ihn sehr.

Ex Libris: Was sind Ihre Ziele bzw. Projekte für die Zukunft?

Nasrin Siege:Ein weiteres Buch schreiben und die Finanzierung meiner laufenden Projekte von „Hilfe für Afrika e.V.“sichern. Für mehr Informationen kann man auch gerne auf die Website www.hilfefuerafrika.de oder meine Homepage www.nasrin-siege.de gehen.

Liebe Frau Siege, wir bedanken uns herzlich, dass sie sich Zeit für dieses Interview genommen haben.


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